Der Titel des kommenden Rhein-Meetings stammt aus dem Roman 1984 von G. Orwell. Wir wollen damit die Frage nach der Gewissheit über die Welt, das Leben und die Beziehungen, die es ausmachen, ins Zentrum stellen. In einer „postfaktischen Zeit“, in der von Wahrheit nur im Plural geredet wird und analoge und digitale Welt sich immer mehr vermischen, drängt sich die Frage nach dem Gehalt, nach dem Sinn, nach dem Wesen der Dinge auf. Es geht darum, gemeinsam darüber nachzudenken, was Orientierung ermöglicht und hilft, den Umständen des Lebens neugierig und erwartungsvoll zu begegnen.
Dass Gewissheit im Leben notwendig ist, zeigen auf dramatische Weise die vielen jungen Menschen, die sich in den letzten Jahren radikalen Gruppierungen angeschlossen haben. Offenbar haben sie in unseren liberalen und säkularen Gesellschaften nichts oder zu wenig gefunden, was der Radikalität ihrer Suche hätte entsprechen können. Sie sind in den Einflussbereich gewaltsamer Ideologien geraten, die den Einzelnen von sich selbst und seinen Angehörigen entfremden. Auch jenseits dieser eklatanten Fälle, in denen der Nihilismus überhand nimmt, braucht jeder von uns eine Gewissheit, um zu wachsen und seine eigene Identität zu finden.
Aber welche Art von Gewissheit ist notwendig, um im Leben voranzuschreiten und sich zu entfalten? Ist jede Art von Gewissheit gleich oder gibt es Unterschiede zwischen einer Gewissheit und einer Ideologie?
In der Vorbereitung auf das Rhein-Meeting sind wir auf Menschen gestoßen, die eine Gewissheit bezeugen können, die uns fasziniert. Eine Gewissheit, die es nicht nötig hat, sich hinter Mauern zu verschanzen, sondern die in der Lage ist, dem Anderen im Dialog zu begegnen. Menschen, die sich haben herausfordern lassen von den Fragen, die das Leben und die Mitmenschen ihnen stellen, und die gerade in dieser Auseinandersetzung gewachsen sind. Mit ihnen wollen wir ins Gespräch kommen und von ihnen lernen.