Köln, 20.2.2021
Das zweite Gespräch des Rhein-Meetings 2021 fand am 19.2.2021 per Live-Stream um 19.15 statt. Pater Gianluca Carlin, Katharina Keßler und Agnes Rugel kamen im Gespräch mit Regisseur Nuran David Calis auf das versöhnende Potential zu sprechen, das das Theater einer gespaltenen Gesellschaft bieten kann.
Das diesjährige Rhein-Meeting widmet sich dem Thema „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Martin Buber). Der Philosoph Martin Buber beschreibt Begegnung als das Schlüsselmoment für Problemlagen, die das Miteinander erschweren. „Ich werde am Du“ schreibt Buber in seinem Werk „Ich und Du“ schon 1923. Das Rhein-Meeting stellt deswegen die Frage nach der Begegnung, die „wirkliches Leben“ ermöglicht.
Am vergangenen Freitag, den 19.2.21 sprachen Pater Gianluca Carlin, Katharina Keßler und Agnes Rugel mit Nuran David Calis, Autor der Romans „Der Mond ist unsere Sonne“ und Regisseur u.a. der „Keupstraßen-Trilogie“ am Schauspiel Köln, mit den Stücken „Die Lücke“, „Glaubenskämpfer“ und „Istanbul“, in denen er Laien und Schauspieler zusammen auf die Bühne brachte, um über zentrale Fragen des Zusammenlebens ins Gespräch zu kommen.
Ausgehend von seiner eigenen Geschichte, in der er als Kind armenisch-jüdischer Einwanderer aus der Türkei in den 80er Jahren lange auf dauerhaftes Bleiberecht warten musste, beschrieb er das Theater als Möglichkeit, diese Gesellschaft selbst mitzugestalten. Die gemeinsame Arbeit auf der Bühne verglich er in ihrer Intensität dabei mit dem Gebet und der Beichte. So werde es möglich, zu entdecken, dass „sehr viel vom anderen auch in dir steckt“. Das Theater kann einen Rahmen schaffen, innerhalb dessen diese Entdeckung einer Gemeinsamkeit möglich wird.
„Die großen Fragen, mit denen wir in die Welt geworfen sind, die sind noch nicht gelöst“, betonte Calis im Gespräch. Seine Regiearbeit drehe sich darum, die Auseinandersetzung mit diesen Fragen „in Realzeit“ miterlebbar zu machen. Dass diese Auseinandersetzungen nicht ungelöste Konflikte herbeiführten, sondern sogar „Frieden“ ermöglichen, sei das große Potential des Theaters für eine gespaltene Gesellschaft, und alle, die darin leben.
„Es gibt ein Dazwischen. Und da liegen die Gedanken, die immer so gegen 4,5 Uhr morgens kommen, über die ich mit niemandem reden kann. Es gibt da einen dunklen Fleck in mir. Eine Lücke. Ein dumpfes Wummern. Manchmal höre ich es nicht, und manchmal ist es das Einzige, was ich höre.“ (Der Mond ist unsere Sonne, S. 188). Das Bild der „Lücke“, das er in seinem Roman aufgreift, wird dabei zum Antrieb, um da hinzuschauen, wo gesellschaftliche Konfliktlinien verlaufen und immer wieder neu die Begegnung mit dem anderen zu suchen.
Das nächste Treffen findet kommenden Freitag, den 26.2.2021, mit Ansgar Puff um 19.15 Uhr per Live-Stream statt. Im Gespräch mit dem Weihbischof von Köln soll es um das gehen, was Begegnung ermöglicht, was Begegnung auszeichnet und was Begegnung bewirkt.
Es folgen die Gespräche mit Regisseur Juan Manuel Cotelo (5.3.2021), Fotograf Ingmar Björn Nolting (19.3.2021) und Bischof Massimo Camisasca (26.3.2021).
Das Programm sowie eine ausführliche Vorstellung des Themas und der Referenten finden sich auf unserer Homepage, www.rhein-meeting.org.
Pressekontakt: Agnes Rugel – presse@rhein-meeting.org